I F Z – S O M M E R S P E C I A L

Liebe Motorradfreunde,

Nachdem die vergangenen Wochen zum Vorbräunen und für die ersten Motorradkilometer unter sommerlichen Bedingungen genutzt werden konnten, steht nun für viele die schönste Zeit des Jahres an: die Sommer- und Urlaubssaison (wenngleich coronabedingt unter anderen Vorzeichen als gewohnt). Klar, dass viele Motorradfahrer die freie Zeit nutzen und ausgiebige Ausfahrten planen oder endlich die Urlaubstour auf zwei Rädern starten. Das Institut für Zweiradsicherheit (ifz) liefert wichtige Tipps für sichere Touren und deren Planung.

Ob in der Gruppe oder auch solo, die besonderen Fahrten „mit Sack und Pack“ bedingen auch einen besonderen Umgang mit der Maschine und aus Gründen der Sicherheit sollte sich jeder Motorradfahrer mit einigen Aspekten eingehend im Vorfeld beschäftigen:

Andere Länder, andere Regelungen!

Wir haben für Sie die motorradrelevanten Besonderheiten im europäischen Ausland kompakt und übersichtlich zusammengefasst.

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Vor der Fahrt

Zusätzliches Gepäckgewicht verändert die Fahrphysik des Motorrades. Dieser Effekt kann durch schlechte Verteilung noch verstärkt werden. „Masse, Schwerpunkt, Lenkkräfte, Kipp-, Nick- und Giermomente, all das wird beeinflusst und kann zu unerwarteten Fahrzeugreaktionen führen.
Damit stets der Überblick gewahrt wird, welche Gepäckstücke untergebracht werden müssen, empfiehlt sich ein Blick auf unsere Urlaubs-Checkliste:

Wichtig ist, den Schwerpunkt des Motorrades tief zu halten. Schwere Gepäckstücke gehören möglichst tief deponiert und leichte darüber. Zudem sollte man darauf achten, die Verteilung auf beide Räder nicht zu sehr zu verändern und das Gewicht gleichmäßig zu verteilen. Da beim Beladen folgenschwere Fehler begangen werden können, sollte man dies nicht „auf den letzten Drücker“ unter Zeitdruck erledigen. Lieber ein paar Tage vor der Abfahrt beginnen um noch Zeit für Korrekturen zu haben und „unter Last“ eine Proberunde auf der Hausstrecke zu fahren. Immer im Fokus muss dabei die maximale Zuladung stehen, die keinesfalls überschritten werden darf. Hierbei sind die Herstellerangaben unbedingt zu berücksichtigen. Gleiches gilt natürlich für die Höchstgeschwindigkeit insbesondere mit Koffern, hier sind die Grenzen schnell erreicht. Bei der Probefahrt kann man sich auch gleich mit den veränderten Fahreigenschaften des Motorrads vertraut machen. Beladen wird so manches Motorrad deutlich träger was die Beschleunigung betrifft.

Somit verlängern sich auch Überholvorgänge, die aus diesem Grund auch besonders vorsichtig angegangen werden sollten zudem führt die Beladung zu längeren Bremswegen.

Aufgrund höherer Zuladung sind oftmals Veränderungen an der Fahrwerkseinstellung nötig (Erhöhung der Federbasis, straffere Einstellung der Druck- und Zugstufe: siehe Fahrerhandbuch). Gleiches gilt für den Reifenfülldruck, der ggf. erhöht werden muss. Zudem gilt ein Blick dem korrekten Spiel der Antriebskette. Auch sollte die Scheinwerfereinstellung geprüft werden, damit niemand geblendet wird.

Um das Packen zu erleichtern, bietet das ifz seine neue App „MOTO“ an. Mit der hier enthaltenen „Urlaubs-Checkliste“ kann jeder ganz einfach auf seinem Smartphone abhaken, welche Teile ins Gepäck wandern. Nähere Infos zur App finden Sie hier.

Gleichgesinnte unter sich

Um in der Motorradgruppe sicherer und entspannter unterwegs zu sein, müssen schon vor Fahrtbeginn klare Regeln besprochen werden, die jeder Mitfahrer einhalten sollte. Alle sollten sich einige darüber sein, dass kein Wettbewerb untereinander herrscht. Also nicht gegenseitig zu längeren oder schnelleren Etappen hochschaukeln, sondern versetzt mit genügendem Abstand zueinander und ohne gegenseitiges Überholen fahren. Auch beim Überholen Dritter gilt: Jeder mit Abstand und Augenmaß für sich, statt dem Vordermann ‚blind‘ nachzusetzen! Und ganz wichtig: Jeder fährt trotz Teamgeist – unter Beachtung der besprochenen Gruppenregeln und vor allem der Straßenverkehrsordnung – für sich selbst verantwortlich.

Endlich unterwegs

Je nach Fahrerkonstitution und Wetterlage sollte sich niemand überschätzen. Wir empfehlen pro Tag nicht mehr als 400 Kilometer auf gut ausgebauten Landstraßen. Werden die Strecken sehr kurvenreich sollte die Tagesdosis bei 200 bis 300 Kilometern liegen. Auf der Autobahn können es bei günstigen Witterungsverhältnissen auch mal 600 bis 800 Kilometer sein. Jeder Tankstop und jede Pause sollten genutzt werden, um sich ein wenig die Beine zu vertreten und natürlich auseichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um das Konzentrationsvermögen aufrecht zu halten.

Technischer Zustand

Nicht nur wichtig für den Motorradurlaub, sondern Grundregel: das Motorrad muss in einem einwandfreien Zustand sein. Hier gelten die gleichen Kriterien wie beim Saisonstart. Eine ausführliche Checkliste gibt es hier:

Wer auch nur den geringsten Zweifel daran hat, dass sein Motorrad zu hundert Prozent fit ist, sollte den Urlaubscheck von der Fachwerkstatt erledigen lassen.

Für die bestmögliche Vorbereitung:

Damit der Motorradurlaub, ob solo oder in der Gruppe, bestmöglich gelingt, hat das ifz die Broschüre „Team Touring – Gruppenerlebnis & Motorradreisen“ neu aufgelegt.

Als Gratisbroschüre in unserem Shop bestellen oder gleich online ansehen.

Hier die zentralen Punkte auf einen Blick:

– kein Wettbewerb untereinander
– keine Überholmanöver in der Gruppe
– Abstand halten
– größtmögliche Rücksicht untereinander und anderen Straßenverkehrsteilnehmern gegenüber
– regelmäßige Pausen

Eine der zentralen Regeln, die bei der Fahrt mit Gleichgesinnten in der Motorradgruppe eingehalten werden sollten, ist das versetzte Fahren. Beim versetzen Fahren reihen sich alle Gruppenmitglieder abwechselnd links und rechts innerhalb der Fahrspur auf, ohne dabei zu nah am Straßenrand oder in der Straßenmitte zu fahren.

Der erste Fahrer vorn (Tourguide) gibt das Schema vor – er fährt links in der Spur.

Was oftmals fälschlicherweise angenommen wird: Die Regel des versetzten Fahrens dient nicht der Verringerung des Sicherheitsabstandes zum Vordermann! Es geht vielmehr darum, jedem Gruppenmitglied eine bessere Sicht nach vorn und mehr Platz für ein eventuelles Bremsmanöver zu ermöglichen. Es muss also auch beim versetzten Fahren ein ausreichend großer Sicherheitsabstand zwischen den Gruppenmitgliedern gewählt und eingehalten werden.

Das versetzte Fahren wird übrigens nur auf Geraden ausgeübt: Spätestens im Anfahrbereich von Kurven wird das versetzte Fahren aufgelöst. Ab hier fahren nämlich alle Gruppenmitglieder die Kurve auf der gleichen Fahrlinie.

Beim Festhalten geht es los. Der Beifahrer hält sich im Hüftbereich des Fahrers fest. Nah ranrücken, damit beide eine Einheit bilden. Ganz wichtig: Der Beifahrer lässt seine Füße immer auf den Rasten, auch in Kurven oder wenn beispielsweise an Ampeln angehalten wird! Sozius oder Sozia fahren auf dem Zweirad aktiv mit und sollten daher möglichst auch das Verkehrsgeschehen mitverfolgen, dabei aber plötzliche Bewegungen vermeiden. Eine gewisse Körperspannung hilft u.a. dabei, das Aneinanderschlagen der Helme beim Gas geben oder Bremsen zu vermeiden. Für die runde Kurvenfahrt ist die Blickführung des Mitfahrenden entscheidend: In Linkskurven links und in Rechtskurven rechts am Fahrer vorbeischauen und auf Linie mit dem Fahrer bleiben. Für die Verständigung unterwegs ist die Absprache von Zeichen sinnvoll. Wer quatschen möchte, findet die passende Kommunikationstechnik im Fachhandel.

Es versteht sich, dass aufgrund der größeren Zuladung Fahrwerk und Reifendfülldruck ggf. vor der Fahrt angepasst werden müssen. Auch fallen Brems- und Überholvorgänge unterwegs länger aus, als im Solobetrieb. Der Fahrer sollte dies in seiner Fahrweise berücksichtigen und generell riskante und abrupte Manöver vermeiden.

Übrigens, oftmals ein sehr wackeliger Moment ist das Aufsteigen oder Absteigen des Beifahrers. Erst wenn der Fahrer einen sicheren Stand hat (beide Füße am Boden) und das Kommando gibt, „darf“ auf- oder abgestiegen werden. Guten Halt bieten für diese Momente die Schultern des Fahrers.

Und zuletzt noch: Was für den Fahrer gut ist … Ihr Beifahrer sollte selbstverständlich Motorradbekleidung tragen.

Die Sonne scheint, ein langes Wochenende in Sicht, das Eiscafe lockt oder der nächste Badesee. In diesen Momenten verlangt es vielen Motorradfahrern ein gehöriges Maß Selbstdisziplin ab, auch für kürzere Strecken, vor allem bei Hitze, die Motorradbekleidung anzulegen.

Wir können nur appellieren, dies zu tun. Nicht nur um mögliche Sturzfolgen zu mildern sondern auch vor Witterungseinflüssen, Insekten, Rollsplitt, etc. geschützt zu sein. Zudem gibt es auch für die Sommermonate Bekleidung, die den vermeintlichen Widerspruch „Sicherheit vs. Hitze“ lösen kann.

Was zudem wichtig ist: Viele „Motorrad-Neulinge“ möchten sich nach bestandener Prüfung

verständlicherweise möglichst schnell den Traum vom eigenen Motorrad erfüllen.

Neben den Kosten für Führerschein, Maschine, Versicherungen und Kfz-Steuern, müssen auch Werkstatt und Kraftstoff bezahlt werden – das kann „ins Geld gehen“. Deshalb empfehlen wir, rechtzeitig die Finanzen checken, damit auf jeden Fall immer eine ausreichende Reserve für eine hochwertige Fahrerausstattung vorhanden ist.

Im Sommer mit dem Motorrad unterwegs zu sein macht Spaß – zumindest solange man fährt. Stehen wir an der Ampel oder im Stau, dauert es nicht lange und der Schweiß rinnt in Strömen, sobald der kühlende Fahrtwind ausbleibt.

Das sind die Momente, in denen der besonders im Sommer nicht zu unterschätzende Flüssigkeitsverlust augenscheinlich wird. Wenn man nicht frühzeitig durch häufigere (Trink-) Pausen an schattigen Plätzen gegensteuert, „dankt“ es unser Körper mit schwindender Leistung und letztlich mit Konzentrationsverlust.

„Frühzeitig gegensteuern“ bedeutet, bereits vor der Fahrt etwas zu trinken und während der Fahrt nicht erst auf das Durstgefühl zu reagieren, denn das macht sich relativ spät bemerkbar. Stattdessen sollte grundsätzlich, also auch bei niedrigeren Temperaturen, jede Pause zum Trinken genutzt werden, eben auch dann, wenn man eigentlich nicht durstig ist.

Den Flüssigkeitshaushalt hält man am einfachsten im grünen Bereich, indem man eine Flasche (vorzugsweise Wasser, Tees, Fruchtsaftschorlen, Sportgetränke) immer griffbereit im Tankrucksack unterbringt und regelmäßig zugreift. Trinken Sie das, was Sie mögen, dann fällt es wesentlich leichter, dem Körper die notwendige Menge zuzuführen. Im Tankrucksack kann man für zwischendurch zudem wasserreiche Snacks wie zum Beispiel Paprika, Salatgurke, Wassermelone, Tomaten, Erdbeeren transportieren, die nicht nur als Flüssigkeits- sondern auch als Energielieferant dienen.

Motorradwetter! Es geht los bei Sonnenschein und angenehmen 25 Grad. Die Straße ist trocken und bietet jede Menge Grip. Nach herrlichen Passagen über Landstraßen, an Feldern und Wiesen entlang, führt es uns jetzt in eine Waldpassage. Hier gilt es, mit weniger Reifenhaftung zu rechnen, denn durch den Schatten der Bäume kann auch im Sommer der Fahrbahnbelag nass bzw. feucht sein. Daher sollten Motorradfahrer hier besonders auf plötzlich wechselnde Fahrbahnbeschaffenheiten gefasst sein. Die feuchten Passagen bieten weniger Grip für die Reifen, so dass gerade in Kurvenbereichen ein Wegrutschen schneller möglich ist. Daher besser mit dem Tempo runter und weniger Schräglage einplanen. Das Antreffen wechselnder Fahrbahnoberfläche wird im Schatten der Bäume wahrscheinlicher, wenn es in den Vortagen geregnet hat und die Fahrbahn jenseits der Waldpassagen längst getrocknet ist.

Jeder, der schon bei zügigerer Fahrt mit offenem Visier Bekanntschaft mit Insekten gemacht hat, wird uns beipflichten, dass es auch bei höheren Temperaturen vorteilhaft ist, das Visier zu schließen. Viel zu schmerzhaft und auch gefährlich ist es, wenn man zum Beispiel im Auge erwischt wird. Dann sind Ablenkung und einige Sekunden „Blindflug“ vorprogrammiert. Bis man sich wieder sortiert hat und klar sehen kann, kann man bereits in eine gefährliche Situation geraten sein. Darum sollte man stets mit heruntergeklapptem Visier fahren.

Wer ein Jet- oder Crosshelm ohne Visier bevorzugt, findet mit der passenden Motorradbrille ausreichenden Schutz, zumindest für die Augen.

Auf diese einfache Weise schützt man sich nicht nur vor Insekten sondern auch vor aufgewirbelten Steinchen oder Staub.

Weitere Informationen rund um das motorisierte Zweirad
finden Sie in unseren Broschüren und Filmen!

MOTO – die ifz-App!

Für jeden Motorradfahrer ein Muss, nicht nur auf der Motorradreise: die App des ifz!