Fest im Fahrzeug verbaute Airbags sind bei Motorrädern und Rollern noch eine Seltenheit. Ganz anders sieht das bei den tragbaren Varianten, den Airbagwesten und -jacken aus, die hier und da auch als „wairbags“ (wearable airbags) bezeichnet werden. Vor allem der Technologieschub hin zu integrierten elektronischen Auslösesystemen hat in den vergangenen Jahren zu einer steigenden Beliebtheit des Körperschutzsystems Airbag beigetragen.

Airbagsysteme sind kein Nischenprodukt mehr
Um den aktuellen Stand der Verbreitung und Nutzung tragbarer Systeme zu ermitteln, haben Ingenieure eines französischen Airbagsystemherstellers und Zulieferers den französischen Airbag-Markt einer empirischen Analyse unterzogen. Ergänzend wurden mittels einer Onlinebefragung Nutzerstrukturen und -beurteilungen eruiert.

Den Befunden zufolge haben steigende Verfügbarkeit, Preisrückgänge und eine positive Berichterstattung zu einer zuletzt exponentiell steigenden Zahl von Nutzern, aber auch Anbietern und Produktvarianten geführt. Weiterhin ging aus der Befragung von über 4.600 Nutzerinnen und Nutzern von Airbagkleidung hervor, dass die Mehrzahl von ihnen mittleren Alters ist, vergleichsweise häufig auf dem Motorrad unterwegs ist und über eine entsprechend große Fahrpraxis verfügt. Aus dieser Gruppe stammen auch die frühen, ersten Nutzer, die häufig „early adopters“ genannten Pioniere. Dank dieser Wegbereiter hat sich die Airbagtechnologie von einem Nischenprodukt zu einem immer häufiger wie selbstverständlich genutzten Teil der persönlichen Schutzausrüstung entwickelt.

Aktuelles Ziel: Effektivere Zertifizierung und Schutzstandards
Airbagwesten und -jacken bieten unter anderem einen besseren Schutz des häufig bei Kollisionen in Mitleidenschaft gezogenen Brustkorbs. Wie bei anderen Protektorentypen ist im Rahmen der Euro-Normen bereits ein erstes Zertifizierungsverfahren entwickelt. Das deckt allerdings noch nicht alle Varianten ab. Zudem gibt es bei dem angewandten Testverfahren noch Optimierungsmöglichkeiten, um den Zertifizierungsstandard und damit das Schutzniveau anzuheben.

Ein Wissenschaftlerteam der Uni München (LMU) und der Pariser Université Gustave Eiffel (UPE) hat daher untersucht, wie sich das bisherige Testverfahren verfeinern ließe. Als Ergebnis schlagen sie zwei Testmethoden vor, die beide die bei realen Unfallsituationen einwirkenden Kräfte besser simulieren sollen.

Fazit:
Bei den tragbaren Airbagsystemen ist eine dynamische Entwicklung zu verzeichnen. Sie treffen bereits heute auf große Akzeptanz, zumal die neueren elektronischen Varianten leistungsfähiger und anwendungsfreundlicher geworden sind. Wie ein Blick in die Forschung zeigt, sind für die Zukunft weitere Innovationen und höhere Schutzniveaus zu erwarten.

Zum Nachlesen:

Tissot, P.-F./ Cherta Ballester, O./ Honoré, V. (2022): Smart wearable airbags: Benefits for users and remaining challenges after 60 million kilometres and 3000 accidents. Proceedings of the 14th International Motorcycle Conference, Cologne, 03.-04.10.2022.
(Download)

Aranda-Marco, R./ Peldschus, S. u.a. (2022): Improvement of the frontal thorax airbag test procedure for assessing the protection of motorcyclists in a more realistic impact scenario. Proceedings of the 14th International Motorcycle Conference, Cologne, 03.-04.10.2022.
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