Begriffe der Alltagssprache werden oft so selbstverständlich benutzt, dass Fragen nach ihrer Sinnhaftigkeit gar nicht aufkommen. Warum etwa heißt der Drehgriff am rechten Lenkerende eigentlich Gasgriff? Korrekterweise müsste man zumindest vom Gasdrehgriff sprechen, einem „Bedienelement zur Steuerung der Motorleistung mit der Hand“. Genaueres zur Funktionsweise rund um die Beeinflussung des Kraftstoff-Luftgemisches beim Gas geben liefert Wikipedia.

Auch bei Elektrorollern und -motorrädern weiß jede und jeder was gemeint ist, wenn wir vom „Gas geben“ sprechen. Das gilt auch für deftigere Alternativen wie „Hahn aufreißen“, „auf die Tube drücken“, „Brause aufdrehen“ etc. Ob Benzin oder Strom, der Effekt ist immer der gleiche: Das Fahrzeug beschleunigt, wird schneller.

Bei den relativ leichten Einspurfahrzeugen mit den kleinen Reifenaufstandsflächen handelt sich schnell Probleme ein, wer zu heftig und ungestüm „am Gas zieht“. Dann hat der Spaß am Griff schnell ein Loch. Ob geradeaus oder in Schräglage: Im Alltag kommt es darauf an, das „Gas“ angepasst zu dosieren, so dass eine der aktuellen Situation entsprechend sichere Beschleunigung möglich wird.

Mit Köpfchen und Gefühl drehen
Die jeweiligen, sich ständig ändernden Grenzen werden dabei (freie Fahrt mal vorausgesetzt) vor allem vom Straßenzustand, der Asphalttemperatur und dem ebenfalls temperaturabhängigen Gripniveau der Reifen (nicht zuletzt auch der Motordrehzahl) gesetzt. Gerade jetzt im Winter sind sanfte Drehungen angesagt, weil der Reifen bei Kälte schlechter haftet, oder auch weil die Fahrbahn feucht oder verschmutzt ist. Wer ein Motorrad mit Traktionskontrolle besitzt, muss zwar weiterhin mit Köpfchen „am Kabel ziehen“, ist aber in Sachen Dosierung selbst als Grobmotoriker fein raus. Alle anderen lupfen ihre Drosselklappen und Vergaserschieber oder drehen ihr Potentiometer jetzt besser behutsam und mit noch mehr Gefühl. So bleibt das Gas geben weiterhin ein „Spaß geben“.

Noch ein Tipp: Nur ein leichtgängiger Drehgriff lässt sich richtig dosieren. Wenn Sie nicht über ein echtes „Ride-by-Wire“-System (ohne Gaszug) verfügen, überprüfen Sie Ihren Gasdrehgriff bei nächster Gelegenheit. Vielleicht brauchen die Bowdenzüge etwas Zuwendung für eine geschmeidigere Arbeitsweise?