Darauf sollten Motorradfahrende während der Erntezeit achten

Ab Mitte des Monats Juli beginnt in vielen landwirtschaftlichen Betrieben eine Phase intensiver Geschäftigkeit, die sich je nach Wetterlage bis tief in den September hinziehen kann. Es gilt die Getreideernte einzuholen und anschließend die abgeernteten Flächen für die Neuaussaat vorzubereiten. Selbst auf sonst eher wenig befahrenen Landstraßen sind dann bis weit in die Dämmerung hinein zahlreiche langsam fahrende, oft auch übergroße Traktoren, Erntefahrzeuge und sonstige landwirtschaftliche Gespanne unterwegs, auch an den Wochenenden.

Wie die Unfallzahlen zeigen, besteht dadurch gerade für Motorradfahrerinnen und -fahrer eine erhöhte Unfallgefahr. So sind zwar Pkw statistisch betrachtet die häufigsten Unfallgegner von Traktor und Co, doch sind motorisierte Zweiräder überdurchschnittlich oft beteiligt. Das liegt u.a. daran, dass sich bei Landwirten und Motorradfahrenden die Hauptaktivitätszeiten stark überschneiden. Zudem zeigt die allgemeine Unfallstatistik, dass eine Kollision mit Agrarfahrzeugen für die Besatzungen der Krafträder fast immer mit erheblichen, mitunter tödlichen Verletzungen verbunden ist.

Für alle Zweiradfahrenden ist es daher essenziell wichtig, sich der spezifischen Gefährdungslagen einer „Landpartie“ während der Erntezeit bewusst zu sein. Damit eine Begegnung mit den großen und sperrigen Maschinen möglichst stress- und vor allem kollisionsfrei verläuft, sollte man drei Risikoszenarien im Blick haben und sich entsprechend verhalten.


1) Entgegenkommende und unerwartet einbiegende Landmaschinen
Insbesondere auf engen und unübersichtlichen Streckenabschnitten muss jetzt vermehrt mit entgegenkommenden oder unvermittelt von der Seite auf die Fahrbahn einbiegenden Erntefahrzeugen gerechnet werden. Bei den oft überbreiten Fahrzeugen kann es dann – gerade in Kurven – unangenehm eng werden. Plötzlich einbiegende Agrarfahrzeuge mit Anhänger können auch schnell mal die komplette Straße versperren. Hier gilt: Aufmerksam bleiben, Geschwindigkeit rausnehmen und bremsbereit sein.


2) Vorausfahrende Agrarfahrzeuge
Ein zweiter Risikokomplex entsteht, wenn Motorradfahrende auf landwirtschaftliche Zugmaschinen jeder Art auflaufen. Hier sollte man unbedingt einen großen Sicherheitsabstand einhalten, statt zu nah aufzufahren. Traktoren sind meist nur kurze Strecken unterwegs, biegen dann aber oft unvermittelt in Wege ein, die als solche von nachfolgenden Motorradfahrern nicht immer zu erkennen sind. Hat der Traktor oder das Gespann dann keinen Blinker gesetzt, sind Blinkleuchten defekt oder Bremsleuchten verschmutzt, kann ein Auffahrunfall meist nicht mehr vermieden werden. Des Weiteren könnte schlecht gesicherte Ernte-Ladung verloren gehen und ein Notmanöver am Lenker erzwingen. Auch hier hilft Abstand halten, um besser reagieren zu können.

Hinterherfahrende sollten zudem darauf achten, sich „nach vorne“ sichtbar zu machen. Arbeitsmaschinen, wie ein Traktor bieten trotz ihrer Höhe meist nur eine eingeschränkte Rundumsicht. Daher kann es von Vorteil sein, im Außenspiegel der Landmaschinen aufzutauchen und den Blickkontakt zu suchen.


3) Überholvorgänge
Das Passieren der mächtigen Fahrzeuge ist eine heikle und besonders unfallträchtige Angelegenheit. Weil Erntemaschinen oder Traktoren vergleichsweise langsam unterwegs, verleitet das schnell zu einem riskanten Vorbeiziehen. Sicherer ist es, zunächst abzubremsen, die Situation genauer zu analysieren und auch dann nicht gleich zu überholen, wenn der Traktor langsamer wird. Es könnte ein Zeichen dafür sein, dass er bald links oder rechts in einen Feldweg abbiegt.

Als eiserne Regel sollte gelten: Erst dann zum Überholen ansetzen, wenn die Strecke problemlos einsehbar ist und ein genügender Sicherheitsabstand eingehalten werden kann. Dabei muss sowohl die mögliche Überbreite als auch die Länge eines Zuggespanns mit einkalkuliert werden. Statt vorbeizupreschen, sollte man lieber mit mäßigem Geschwindigkeitsüberschuss vorbeifahren, um noch reagieren zu können, falls der Traktor plötzlich doch noch ausschwenkt. Auch hier ist es sinnvoll, sich vorab im Rückspiegel zu „zeigen“. Und es spricht außerhalb geschlossener Ortschaften nichts dagegen, mit der Hupe ein Signal zu setzen.


Bauernglätte
Noch mehr als sonst gilt es, die Straßenbeschaffenheit im Blick zu behalten. Dort, wo viele Erntefahrzeuge unterwegs sind, muss vermehrt mit verschmutzen Fahrbahnen gerechnet werden. Kommt Regen hinzu, verwandelt sich die Straße in eine gefährliche Rutschbahn – die berüchtigte „Bauernglätte“.


FAZIT
Wenn sich große, sperrige Landmaschinen und motorisierte Zweiräder begegnen, ist erhöhte Vorsicht geboten, denn Kollisionen mit den Agrarkolossen sind leider oftmals sehr folgenschwer. Wer sich im Sattel aber der genannten Risiken bewusst ist und mit Umsicht und einer vorausschauenden Fahrweise zu Werke geht, der kann auch während der Erntezeit eine ebenso schöne wie sichere Motorradtour durch ländliche Regionen genießen.