Pilotprojekt „Bodenmarkierungen“

Kurven sind eine Herausforderung für Motorradfahrende. Kennt man die Kurve nicht oder unterschätzt deren Neigung, kann das Motorrad in den Gegenverkehr geraten. Die Folge sind oft schwere Unfälle.

Bei Linkskurven kommt erschwerend hinzu, dass man in Schräglage in Kollisionsgefahr mit dem Gegenverkehr gerät, weil man ggf. mit dem Oberkörper in die Gegenfahrbahn ragt.

Mit Boden- bzw. Fahrbahnmarkierungen sollen Linkskurven für Motorradfahrende sicherer gemacht werden. Um beim Durchfahren der Linkskurven nicht mit dem Gegenverkehr in Konflikte zu geraten, sollen Kurvenmarkierungen Beispielsweise in Form von Ellipsen entlang der Mittellinie aufgebracht werden. Das Ziel: Motorradfahrende werden von der Mittellinie ferngehalten und auch von einem Überfahren dieser möglichst abgehalten. Dabei können kurzfristig signifikante Veränderungen der Fahrlinien von Motorradfahrenden erreicht werden.

Man macht sich dabei zunutze, dass Motorradfahrende das Überfahren von Bodenmarkierungen meiden.

Zum Thema Kurvenmarkierungen wurden im Rahmen der Internationalen Motorradkonferenz des ifz bereits einige Studien vorgestellt.

So zum Beispiel vom Wiener Kuratorium für Verkehrssicherheit auf der Internationalen Motorradkonferenz im Jahr 2022, dass auf acht beliebten österreichischen Motorradstrecken seit 2014 in überwiegend unübersichtlichen Linkskurven Bodenmarkierungen in Form von Ellipsen bzw. Balken entlang der Mittellinie aufgebracht wurden. Dabei wurden kurzfristig signifikante Veränderungen der Fahrlinien von Motorradfahrenden erreicht.

Darauf aufbauend wurden auch in Luxemburg mehrere typische Motorradstrecken auf Basis eines ähnlichen Konzepts mit Bodenmarkierungen (nur Balkenmarkierung) versehen. Auch hier wurden vor und nach der Aufbringung der Markierungen die Fahrlinien beobachtet. Es zeigte sich, dass die Markierungen nicht in allen Kurven gleich erfolgreich angewendet werden können, beispielsweise sind die Effekte in übersichtlichen Kurven auch vorhanden, jedoch geringer. In Luxemburg wurden seit 2018 50 Kurven auf 5 Strecken mit Balkenmarkierungen ausgestattet.

Währenddessen wurden in Österreich drei Jahre nach der Installation die acht Kurven erneut evaluiert und die längerfristigen Effekte erhoben. Dabei zeigte sich, dass Ellipsenmarkierungen noch besser wirkten als 3 Jahre zu vor; vor allem aber die zunächst weniger wirksamen Balkenmarkierungen in der Wirkung zu den Ellipsen aufschließen konnten. Ferner zeigte eine Unfallanalyse deutlich geringere Unfallzahlen nach der Herstellung der Bodenmarkierungen im Vergleich zum Zeitraum davor.

Das ifz bleibt durch sein gut ausgebautes Netzwerk auch hier informiert und wird die Erkenntnisse darüber natürlich auch sehr gern an dieser Stelle mitteilen.

Es hat ein wenig gedauert, aber nun gibt es ein erstes Pilotprojekt zu dieser der Sicherheit dienlichen Innovation auch in Deutschland.

Genauer: in der Motorradregion Eifel.

Nach dem Vorbild aus Österreich und Luxemburg wird auch dort ein Pilotprojekt zum Thema „Kurvenmarkierung“ durchgeführt.

Mittlerweile wurde auch im „Verkehrsblatt“, einer Publikation des „Bundesministerium für Digitales und Verkehr“ (BMDV), dieses Projekt „erläutert“ bzw. zunächst die Zulässigkeit notwendiger Markierungen dokumentiert.

Die Erprobungsstrecke befindet sich auf der L 218 zwischen dem Ortsteil Vossenack der Gemeinde Hürtgenwald und dem Ortsteil Schmidt der Gemeinde Nideggen (NRW). Ein seit Jahrzehnten auffälliger Bereich mit Blick auf die Unfallsituation. Sowohl das „Zeichen 343“ („Kurvenmarkierung für Zweirad Fahrende“) wird im Verkehrsblatt bekanntgegeben als auch die versuchsweise Erprobung ausschließlich auf dem besagten Streckenabschnitt.

Dieser stellt einen Unfallschwerpunkt dar. In den vergangenen Jahren gab es auf der Panoramastraße 34 Unfälle, bei 28 von ihnen waren Motorräder involviert

Fahrer und Fahrerinnen aus dem Straßen.NRW-Motorradteam, das für die Streckenkontrolle zuständig ist, führten erste Probefahrten durch.

Zu diesem wichtigen Ereignis wurde aufgrund der Umgebung nur ein relativ kleiner Kreis geladen, darunter auch das ifz, das ausdrücklich auf Betreiben des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen eingeladen wurde.

Die Wichtigkeit des Pilotprojektes unterstreicht auch, dass Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW zugegen war.

Ein paar Details des Projekts:

Als Material für die Markierung wird eine Kaltreibeplastik mit nachgestreuten Griffigkeitsmitteln eingesetzt, somit wird eine höhere Griffigkeit als bei Standardmarkierungen erzielt.

Es sind in den beiden Kurven 30 beziehungsweise 40 Ellipsen aufgetragen

Das Institut für Straßenwesen der RWTH Aachen wird den Versuch wissenschaftlich begleiten und den Nutzen in Bezug auf Sicherheit analysieren.

Die Begleitung per Video dauert von Mai bis Juni 2023. Wärmebildkameras zeichnen dabei das Fahrverhalten, Position und Geschwindigkeitsverlauf auf,

Die Ergebnisse der Erprobung sollen als Grundlage für die Entscheidung dienen, ob und in welchem Umfang solche Markierungen dauerhaften Eingang in die straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften finden werden.

Es handelt sich hierbei um einen weiteren Mosaikstein im Gesamtbild der künftigen Sicherheit auf dem motorisierten Zweirad.