Gruß-Etikette

Wer kennt die folgende Situation: Es geht über eine von Motorradfahrern belebte kurvenreiche Strecke. Die nächste Kurve wird angesteuert. Wir bremsen ab, bleiben lange außen, lenken ein und so weiter. Wir konzentrieren uns also auf das richtige, sichere und optimale Durchfahren dieser Kurve. Denn, jede Kurve ist eine neue Herausforderung, jedesmal der Anspruch, dass es perfekt gelingen soll. Da, ein Motorradfahrer kommt uns in der Kurve entgegen. Und schon ist es soweit. Wie ein Magnet zieht er unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ein entgegenkommender Pkw wäre eher uninteressant, sofern er auf seiner Spur bleibt. Aber ein Gleichgesinnter zieht uns besonders in seinen Bann. Fragen strömen blitzartig durch unseren Kopf: Was fährt sie oder er für eine Maschine, wo will er hin, wo kommt sie her? Jetzt grüßt sie/er auch noch … Dann geht das Vergleichen los: Ist die Maschine etwa noch cooler als meine? Und so weiter und so fort.

Bitte machen Sie jetzt nicht den Fehler und versuchen auf Biegen und Brechen den Gruß noch schnell zu erwidern. So verlockend und kollegial es auch sein mag. Bitte konzentrieren Sie sich weiterhin auf Ihre Kurvenlinie und behalten Sie beide Hände am Lenker! Falls überhaupt und auch sicher möglich reicht hier auch ein kurzes Zunicken. Der Kollege wird es schon verstehen, auch wenn Sie in dieser Situation nicht zurückgrüßen!

Von wegen Motorradfahrergruß … Chopperfahrer grüßen Chopperfahrer, Enduristen nur ihresgleichen und so könnte man die Liste fortsetzen. Bei einigen Motorradfahrern hat es sich eingeschlichen beim Grüßen selektiv vorzugehen. Warum eigentlich? Der Brauch des Grüßens sollte typen- und hubraumunabhängig erfolgen, sind wir doch der außergewöhnlichen Einspurdynamik alle gleich verfallen. Und warum den Nachwuchs ignorieren? Wer früher selbst auf dem Klein- oder Leichtkraftrad unterwegs war, erinnert sich, wie toll es war, von einem „ausgewachsenen“ Motorradfahrer gegrüßt zu werden und dazuzugehören. Der Tag war gerettet.

Also los, grüßen wir uns doch alle, aber nur an den Stellen, an denen es auch sicher und entspannt möglich ist.