Als Evolution wird der auf Fortpflanzung und Anpassung an die Umwelt basierende Entwicklungsprozess eines Lebewesens bezeichnet. Der Urmensch etwa entwickelte im Laufe unzähliger Generationen die Fähigkeit zum aufrechten Gang, dann zum Werkzeuggebrauch und schließlich zum Motorradfahren.

Dummerweise werden bei der Fortentwicklung auch mehr oder weniger überflüssig gewordene Altlasten noch lange Zeit „mitgeschleppt“. Und so hält die Evolution für Motorradfahrende (noch und wohl für längere Zeit) einen Nachteil bereit: Weil sich das menschliche Gehirn bis heute in erster Linie für die Bewegung großer Objekte interessiert, werden diese auch bevorzugt wahrgenommen.

Für den Urmenschen und dessen Jagdgemeinschaften war das durchaus sinnvoll, denn große Tiere wie Mammuts waren sowohl Jagdziel als auch Bedrohung. Und auch für Motorradfahrerinnen und -fahrer ist diese Eigenschaft hilfreich, geht doch für sie die Gefahr im Straßenverkehr ebenfalls von großen Objekten wie Lkw, Bus und Pkw aus.

Leider funktioniert auch die Wahrnehmung der Insassen dieser großen Fahrzeuge so, mit dem Effekt, dass sie die kleineren und schmaleren Zweiräder schlechter wahrnehmen. Das Auge mag sie „sehen“, doch das Gehirn verarbeitet die Information nicht oder nachrangig. So zumindest erklärt ein britisches Forschungsteam, warum Motorräder so oft übersehen werden. Motorradfahrer und Autofahrer werden demnach sehr unterschiedlich wahrgenommen.

Auffallen heißt: Wahrnehmungsmuster durchkreuzen
Wer diese Erkenntnis beherzigt, kann zwecks Kollisionsvermeidung die Wahrnehmungsroutinen überwinden. Als effektiv hat sich dabei ein auffälliges, eingeschliffene Wahrnehmungsmuster durchkreuzendes Fahrverhalten erwiesen. Wir reagieren bekannterweise eher auf Bewegungen: Bewegen Sie sich leicht auf der Maschine. Mit leichten Bewegungen des Oberkörpers lässt sich ein guter Wahrnehmungsreiz setzen, Monotonie durchbrechen.

Solche Formen des aktiven und gezielten „Auf sich aufmerksam Machens“ sind gerade zum Saisonstart besonders wichtig. Viele Motorräder waren im Winterschlaf und ihre schmale Silhouette monatelang praktisch aus dem Straßenbild verschwunden. Zu Saisonbeginn müssen sich die anderen Verkehrsteilnehmer, insbesondere die Pkw-Fahrer, erst wieder an die Zweiräder gewöhnen. Klar, dass auffälligere, kontrastreiche Motorradbekleidung, aber auch ein auffälliger Helm, als höchster Punkt in der Wahrnehmung, dabei hervorragende Dienste leisten.