Sehen und gesehen werden, das gilt für Flaneure wie Motorradfahrer gleichermaßen, wobei das Gesehen werden auf dem Zweirad von wahrhaft existenzieller Bedeutung ist. Bedingt durch die schmale Silhouette ist die Gefahr groß, von anderen Verkehrsteilnehmern nicht wahrgenommen zu werden. Dagegen hilft unter anderem Licht, gerne auch viel Licht.

Während manche Motorradfahrer heute ein ganzes Arsenal an Leuchten nutzen, um aufzufallen, ging es in den Anfängen des Motorrads beim Thema Licht um die Fahrbahnausleuchtung. Anfangs sah es dabei allerdings im Wortsinne eher trübe aus. Den zunächst verwendeten Laternen und Gaslampen (Karbidlampen) war kein großer Lichtkegel zu entlocken.

Besser wurde es, als 1908 für die Karbidlampen eine Abblendeinrichtung in Form eines Reflektors konstruiert wurde. Ab den 1910er Jahren zog dann allmählich das elektrische Licht in die Scheinwerfer ein. 1914 baute Indian das erste Motorrad mit elektrischer Beleuchtung. Das hatte sogar schon einen E-Starter an Bord.

Die Karbidlampen blieben indes weit verbreitet. Und wie so häufig wurde auch der lichttechnische Fortschritt durch gesetzgeberische Aktivitäten vorangetrieben. 1925 wurde in Deutschland für Krafträder nach vorn eine „hellbrennende Laterne mit farblosem oder schwach gelblichem Lichte“ Vorschrift. Im Mai 1934 wurde für Krafträder über 30 km/h verlangt, dass die Beleuchtungseinrichtung die Fahrbahn bei Dunkelheit mindestens 100 m beleuchtet. Damit war das Ende der Karbidlampe besiegelt, die elektrische Beleuchtung wurde endgültig zum Standard.

Bilux, Halogen, Xenon, LED – bei der lichttechnischen Fahrzeugausstattung hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Bei den motorisierten Zweirädern wird das LED-Licht allmählich zum Standard. Auch werden immer mehr Motorräder mit Kurvenlicht ausgestattet. Die moderne Lichttechnik ist für Motorradfahrerinnen und -fahrer ein echter Sicherheitsgewinn. Die Fahrbahnausleuchtung ist besser und dank leuchtstarker Front- und Heckleuchten wird man gerade auch bei Tageslicht besser wahrgenommen.

Doch nicht nur der Scheinwerfer oder das Tagfahrlicht, die gesamte elektrische Fahrzeugbeleuchtung ist ein wichtiges Sicherheitsmerkmal. Bei Nichtfunktion kennen die TÜV-Prüfer daher auch kein Pardon. Prüfen Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit aber nicht nur vor der Hauptuntersuchung, sondern regelmäßig, ob alle Leuchten korrekt ihren Dienst tun. Für alle, bei denen im Cockpit noch keine automatische Warnmeldung bei Ausfall erscheint, gilt: Der Gang einmal um das Fahrzeug herum ist schnell erledigt und dürfte konsequent angewandt schnell zur Startroutine werden. Eine andere Idee: Richten Sie sich doch einfach die entsprechende, regelmäßig wiederkehrende Erinnerung auf Ihrem Smartphone ein.